Max Wutzler – Felder mit zugewiesenen Objekten (2012)

Dieses Stück funktioniert mit einer speziell entwickelten Notation, welche mit Symbolen arbeitet. Die Musiker haben die Aufgabe, ihre Partitur in Eigenregie zu decodieren und in Klänge zu übersetzen. Durch die Individualität jedes Musikers, entsteht eine sich immer wieder selbst neu komponierende Komposition. Eine soziale Skulptur, die die Synchronisation der Deutungen und Fehldeutungen in einer Form anstrebt.

Johannes K. Hildebrandt

johannesk-hildebrandt_c_julianemueller_verkleinert_copyrightJohannes K. Hildebrandt wurde 1968 in Quedlinburg geboren, wuchs in Zeitz auf und studierte von 1989-1998 Komposition (Karl Dietrich/Reinhard Wolschina), Tonsatz und Klavier an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Bisher liegen über 80 Kompositionen vor – Kammermusik, Konzerte, Orchesterwerke, Chorwerke und Filmmusik, die in Europa, Asien und den USA aufgeführt wurden. Er ist Preisträger verschiedener Wettbewerbe. Neben Rundfunkproduktionen gab es auch mehrere CD-Veröffentlichungen. Hildebrandt ist auch als Pianist und Performer und ist in den letzten Jahren in der bildenden Kunst aktiv. Er ist mehrfacher Stipendiat von Stiftung Kulturfonds und der Thüringer Kulturstiftung.

Seit 1993 hat Hildebrandt mehrere Lehraufträge an Musikschulen in Thüringen. Er ist Dozent bei „Jugend Komponiert“ an den Musikakademien in Rheinsberg und Sondershausen und darüber hinaus seit vielen Jahren sehr aktiv im Bereich der Musikvermittlung (Response-Teamer in Hessen und Thüringen, Kulturagentenprogramm etc.). 2009 war er Gründungsinitiator des Landesjugendensembles für Neue Musik Thüringen.

Seit 2007 ist er Mitglied des Vorstandes des Deutschen Komponistenverbandes, Vorsitzender der Fachgruppe E-Musik (FEM) im DKV und Mitglied in verschiedenen Ausschüssen der GEMA. Er ist Gründungsinitiator und Intendant der Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik und Vorsitzender des via nova – zeitgenössische Musik in Thüringen e.V.

Juri Lebedev

Kapellmeister

Juri Lebedev wurde in St. Petersburg geboren, wo er im Alter von sechs Jahren seine musikalische Ausbildung an der traditionsreichen Knabenchorschule „Michail Glinka“ begann. Er studierte Dirigieren, Klavier und Komposition am St. Petersburger Konservatorium und an der Musikhochschule Weimar. Daneben belegte er Meisterkurse bei Jewgeni Mrawinski, Valéry Gergiev oder Mariss Jansons. Juri Lebedev ist ständiger Gastdirigent des Staatlichen Symphonieorchesters St. Petersburg und der Thüringen Philharmonie Gotha. Er unterrichtet Partiturspiel/Partiturkunde und Dirigieren an der Musikhochschule Weimar.

Als Gastdirigent arbeitete er u.a. mit dem MDR Sinfonieorchester, den Hamburger Symphonikern, der Staatskapelle Weimar, der Neubrandenburger Philharmonie oder dem Hilversum Radio-Symphonie-Orchester zusammen. Sein weitgespanntes Engagement als Operndirigent führte ihn an zahlreiche Theater in Deutschland, Frankreich, Spanien und Russland. Sein Repertoire umfasst Werke aus vier Jahrhunderten, von Monteverdis L’incoronazione di Poppea, über Mozarts Le nozze di Figaro, Donizettis L’elisir d’amore bis zu Benjamin Brittens A Midsummer Night’s Dream, den er 2008 am Nationaltheater Weimar leitete.

Juri Lebedev engagiert sich intensiv für die zeitgenössische Musik. Daneben bringt er eigene Kompositionen und Bearbeitungen zur Aufführung. Am Theater Erfurt war zuletzt seine hochgelobte Instrumentierung zu Wagners  Der Ring des Nibelungen (An einem Abend) zu hören.

Musiken für A.K. – Hommage à Armin Köhler

Armin Köhler war langjähriger künstlerischer Leiter der Donaueschinger Musiktage. Viele Komponistinnen und Komponisten verband eine langjährige Zusammenarbeit mit ihm und sein Tod im November des vergangenen Jahres wurde für sie zum Verlust eines wichtigen Begleiters auf ihrem künstlerischen Weg.

Mit „Musiken für AK“ setzen sie ihm ein ganz besonderes Denkmal: Für das Landesjugendensemble Neue Musik Baden-Württemberg komponieren sie musikalische Miniaturen in verschiedenen Besetzungen, die ihre besondere Wertschätzung für Armin Köhler zum Ausdruck bringen. Die jungen Ensemblemitglieder erhalten durch die Beschäftigung mit diesen Werken die einmalige Gelegenheit, ein breites Spektrum zeitgenössischer Kompositionen kennen zu lernen und sich mit einer großen Zahl unterschiedlicher Ausdrucksmöglichkeiten und Stilmittel Neuer Musik vertraut zu machen.

16 Miniaturen von Wolfgang Rihm, Manos Tsangaris, Bernhard Lang, Georg Friedrich Haas, Cornelius Schwehr, Franҫois Sarhan, Marco Stroppa, Enno Poppe, Rebecca Saunders, Mark Andre, Georges Aperghis, Dror Feiler, Iris ter Schiphorst, Christoph Ogiermann, Dieter Schnebel und Brice Pauset. (Uraufführung)

Harrison Birtwistle (1934) – Ritual Fragment (1989)

A ceremony for fourteen musicians in memory of Michael Vyner

In „Ritual Fragment“ kommt insbesondere den mythologischen und rituellen Elementen, die sich in seinem gesamten Schaffen zeigen, eine große Bedeutung zu. Die Musiker sind in einem Halbkreis aufgestellt und wechseln in einer bestimmten Abfolge nach einem Solo die Positionen. Dabei ist der zentrale Gedanke einer Zusammensetzung solistisch-melodischer Elemente gewidmet, die miteinander verbunden werden und sich so gegenseitig bedingen, reflektieren und kommentieren. Die Abwesenheit eines Dirigenten ermöglicht eine befruchtende Abhängigkeit zwischen Ensemble und den jeweiligen Solisten. Anlässlich eines Gedenkkonzerts für Michael Vyner, Leiter der Londoner Sinfonietta und vertrauter Weggefährte Birtwistles, geschrieben, erinnert „Ritual Fragment“ an eine stille und beschauliche Musik – eine Musik, die über sich hinauswächst und eine Art Ritual des Erinnerns ist.

Experimentelles Musizieren mit Schulklassen und Anforderungen des Curriculums: ein Widerspruch?

mit Prof. Dr. Hans Schneider (Hochschule für Musik Freiburg)

Experimentelles Musizieren wie experimentelles Unterrichten ganz allgemein sind verbunden mit einer Lehr- und Lernhaltung, die curricularen Anforderungen zumindest teilweise widersprechen. Ziel-, Wissens- und Produktorientierung sind nur zum Teil kompatibel mit einer Vorgangsweise, die dem Prozess und offenen Formen mehr Bedeutung zuweisen als einem in sich geschlossenen Ergebnis, einem vorgegebenem Wissenskanon und einer Orientierung auf das Individuum und nicht auf das Kollektiv.

Hans Schneider

dsc_0339_c_andreasdoerne_copyrightintegriertStudium der Schulmusik, Germanistik und Musikwissenschaft in Innsbruck, Berlin und Wien. Danach langjährige Tätigkeit als Lehrer an verschiedenen Schulen und Assistent am Institut für Musikpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Seit 2003 Professor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik Freiburg.

Mitarbeit am Konzept die kunst der stunde in Wien und bei mehrklang!freiburg.

Leiter der Projekte Klangnetze in Österreich und Klangserve in der Schweiz und Berater von Querklang in Berlin.

Buchveröffentlichungen zum Thema:

Schneider, Hans: Lose Anweisungen für klare Klangkonstellationen. Musikalische Phänomene und Tendenzen im 20. Jahrhundert: Chancen für die Musikpädagogik. Saarbrücken 2000

Schneider, Hans/Bösze, Cordula/Stangl, Burkhard: Klangnetze. Die Wirklichkeit mit den Ohren erfinden. Saarbrücken 2000

Schneider, Hans (Hg.): Neue Musik vermitteln: Ästhetische und methodische Fragestellungen. Hildesheim 2011

Louis Andriessen (1939) – Mouse running (2009)

für Marimba solo

„Mouse running“ ist ein Stück, das sich mit jedem Spiel neu erfinden lässt – die Etüde für Marimba solo wird von einem Computerprogramm generiert, jede Version, jedes Detail ist sehr verschieden. Die dazugehörige Geschichte ist einer Maus gewidmet, die auf einem Berg sitzend einen Feind erblickt, vor dem sie flüchtet. So schnell wie möglich. Das Ziel ist die andere Seite des Berges. Klug wie Mäuse sind, nimmt sie nicht den kürzesten Weg, sondern sorgt mit queren Bewegungen und plötzlichen Richtungswechseln für Verwirrung. Nach drei Minuten, in denen alles an Spannung und Aufregung möglich ist, ist das Ziel erreicht: die kleine Höhle auf der anderen Seite des Berges.

 

 

Louis Andriessen (1939) – Bells for Haarlem (Klokken voor Haarlem) (2002)

für 2 Keyboarder und 2 Schlagzeuger

Louis Andriessen bearbeitet in „Klokken voor Haarlem“ ein persönliches Hörerlebnis der besonderen Art: Während der Besatzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht wurden alle Glocken aus den Kirchen entfernt. Nach der Befreiung wurde der fünfjährigen Andriessen von seinem Vater, selbst Organist, zur Wiedereinweihung der Glocken mitgenommen. Dieses Erlebnis sollte Andriessen stark prägen. „Klokken voor Haarlem“ schrieb er anlässlich der Neueröffnung des Concertgebouw in Haarlem. Reale Glocken sind nicht beteiligt, vielmehr imitieren die vier Instrumente Klavier, Synthesizer, Glockenspiel und Vibraphon die Glockenklänge.

Johannes Harneit

harneit_johannesDer Komponist und Dirigent Johannes Harneit (*1963) studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg Komposition, Musiktheorie und Dirigieren u.a. bei Prof. György Ligeti und Prof. Klauspeter Seibel. Er arbeitete als Dirigent an der Bayerischen Staatsoper München, am Theater Bremen, am Oldenburgischen Staatstheater, den Opernbühnen in Wuppertal und Gelsenkirchen, an der Staatsoper Hannover, am Nationaltheater Weimar und der Oper Leipzig, sowie mit den Orchestern des NDR, WDR und SWR. Im Ausland gastierte er u.a. am Teatro La Fenice, Nationaltheater Belgrad, arbeitete mit dem Dänischen Rundfunkorchester, dem Radio-Sinfonieorchester Budapest, dem Kairo Symphony Orchestra und debütierte mit dem Rousse Philharmonic Orchestra im Dezember 2013 mit dem „Fliegenden Holländer“ in Bulgarien.

Als Komponist erhielt Johannes Harneit zahlreiche Kompositionsaufträge u.a. von der Alten Oper Frankfurt, dem NDR Hannover, der IGMN Basel, dem Beethovenfest Bonn. Seine subtilen, spannungsreichen Partituren wurden von einer Vielzahl namhafter Musiker und Ensembles aufgeführt: wie u.a. dem Minnesota Orchestra, dem Klangforum Wien, dem SWR Baden-Baden, der Sinfonietta Leipzig, dem Balthasar-Neumann-Ensemble und den Stuttgarter Philharmonikern. Nach dem letzten großen Opernauftrag der Oper Leipzig (zwei Bühnenwerke, komponiert von Anfang 2009 bis Mitte 2012), arbeitet Johannes Harneit zur Zeit an einer Oper für Kinder und Erwachsene für die Theater&Philharmonie Thüringen (UA April 2015) und ist in der Spielzeit 2014/15 „Komponist für Heidelberg“. Mit seinen beiden Neuen Opern Abends am Fluss und Hochwasser (UA 6. Februar 2015), die er selbst am Theater Heidelberg dirigiert, feiert Johannes Harneit derzeit überregionalen Erfolg.