Kompositionen der Neue Musik AG Hertzhaimer Gymnasium Trostberg

Angels (2002)

Eine beliebige Anzahl von Triangeln in unterschiedlichen Größen findet sich, zusammen mit einer Pauke, akustisch im Raum, um Interaktionen über neue Anschlagsmodelle klangsinnlich zu gestalten.

 

Ketten (2015) – Quintett

Gestisch-musikalische Raumabtastung über Bewegungsarten. Treppen, Zuschauerraum oder Bühne werden zu Klangträgern.

 

Rolling sounds (2015)

Klangsteine der Künstlerin Limpe Fuchs steuern Rollvorgänge verschiedenster Kugeln im Raum oder in Gefäßen. Material: Granitsteine, Stahlkugeln, Murmeln bzw. Holzkugeln.

 

inversal loop (2014) – Klanginstallation

Bau und Idee des Klangkünstlers Werner J. Gruber („Hängemetallophon“). Der Titel vergegenwärtigt sich durch innere und äußere Spielgruppen, welche mit Gewindestangen und unterschiedlichen Anschlagsarten Klangereignisse generieren und invertieren.

Johannes Kimstedt

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ist der künstlerische Leiter und Geschäftsführer von KUNSTRAUM TOSTERGLOPE. Nach seinem Malereistudium an der HdK Berlin und umfangreicher Ausstellungstätigkeit hat er in Tosterglope 2002 den Verein als Kunstwerk gegründet und dort die Kunstvermittlungsformate baUsTeLLe, Die Landung und AMBULANZ entwickelt.

Das Team um das Jugendensemble baUsTeLLe KUNSTRAUM wurde 2011 ausgezeichnet mit dem förderpreis musikvermittlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und Musikland Niedersachsen. Kunstraum Tosterglope erhielt 2012 den BKM-Preis kulturelle Bildung.

Stefanie Schmoeckel

portraitstefanieschmoeckel_c_hansjuergenwege_webmitcopyrightist die musikalische Leiterin des Ensembles baUsTeLLe KUNSTRAUM. Sie ist Cellistin und Instrumentalpädagogin. Nach Studien an der HdK Berlin, in USA und Frankreich hat sie neben ihrer Konzerttätigkeit den KUNSTRAUM TOSTERGLOPE mitgegründet und hat mit Johannes Kimstedt dort insbesondere den spartenübergreifenden Bereich der BildKunst- und MusikKunstvermittlung für Kinder und Jugendliche aufgebaut.

Die Dinge, die Spieler, die Klänge und ihre Räume

Spielanleitungen zur Neuen Musik oder Postmoderne für Anfänger?

Üblicherweise werden in der neueren Musikproduktion neben „klassischen“ Musikinstrumenten auch Alltagsgegenstände verwendet um mit ihnen Geräusche und Klänge zu erzeugen. Bei dem Projekt Die Dinge, die Spieler, die Klänge und ihre Räume. werden musikalische Geschichten über Dinge „erzählt“, die wir sehen. Die Dinge werden also nicht durch ihren Gebrauch sondern durch ihre Geschichte(n) hörbar. Das Lieblingsding klingt deutlich anders als das, welches man unbedingt loswerden will. Plötzlich wird auch klar, wie wir von Dingen bestimmt sind. Trotz aller Worte, trotz aller Gefühle sind es immer Dinge, die wir sehen und hören, riechen, schmecken und ertasten. Eine musikalische Erzählung der sichtbaren Welt der Dinge.

In den Vorbereitungs-Gesprächen mit den jugendlichen TeilnehmerInnen unseres Ensemble haben sich drängende Fragen ergeben: Was können wir tun, dass man genau weiß, was gemeint ist? „Versteht jemand unsere musikalischen Gespräche!“ Kann man Musik überhaupt verstehen? Tragen wir die musikalisch besprochenen Dinge auf dem Tablett über die Bühne? Muss das Ding im Bild die „richtige“ Farbe haben? Was ist die richtige Farbe, der richtige Ton? Und Tanzbewegungen: können die verstehbar sein? Oder müssen wir uns über Begriffe im Klaren werden? Wäre Begreifen ein solcher Begriff? Und dann konkret: Ist ein Zwischenraum eine Pause? Ist eine Pause die Stille oder ist die Stille eine Pause? Ist Stille schön? Ist ein Zwischenraum zwischen den Dingen schön? Können wir ihn noch schöner machen? – Davon demnächst mehr…

Ensemble baUsTeLLe KUNSTRAUM Tosterglope

Das Jugend-Ensemble baUsTeLLe KUNSTRAUM wird seit 2003 jährlich neu aufgebaut um Projekte der Musikvermittlung zu erproben. Proben-Ort ist KUNSTRAUM TOSTERGLOPE. Das Team wurde 2011 ausgezeichnet mit dem förderpreis musikvermittlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und Musikland Niedersachsen. Kunstraum Tosterglope erhielt 2012 den BKM-Preis kulturelle Bildung.

Mehr Informationen gibt es hier.

Der Ensemble- und Projektaufbau von baUsTeLLe KUNSTRAUM wird von Musik21 Niedersachsen und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert.

 

Neue Konzertformate und –dramaturgie

mit Dr. Julia Cloot
Innovative Konzertformate sind seit einigen Jahren in aller Munde. Ursprünglich an und in der Neuen Musik erprobt, sind sie von dort in die Programme der Konzerthäuser eingewandert und bilden hier längst einen unverzichtbaren Bestandteil. Parameter der Aufführungssituation (Ort, Programm, Interpreten, Publikum) werden dabei immer wieder in neue Konstellationen gebracht und in ihrer Rolle verändert. Die Teilnehmer/innen des Workshops erkunden verschiedene Kontexte und Rahmenbedingungen des Konzerts.

Michael Maierhof – Shopping 2.1 für 16 Spieler (2004)

In „Shopping“, einem Teil von Rem Koolhaas‘ Harvard Project on the City, steht als Aktionsprogramm der neuen hybriden Architektur: Shopping sei in der Lage gewesen, nahezu jeden Aspekt des urbanen Lebens zu kolonisieren, ihn gar zu ersetzen. Shopping verwandle hergebrachte kulturelle Ausdrucksformen der Architektur. Museen wendeten sich dem Shopping zu, um zu überleben, selbst Kirchen ahmten shopping-malls nach, um Anhänger zu binden. Es gehe um die unentrinnbare Umarmung durch den ökonomischen Raum. Um Shopping als Wohlfühl-Labyrinth. Früher war einer von Rem Koolhaas‘ Slogans, die Stadt sei „alles, was wir haben“. Davon ist Shopping übrig geblieben.

Die Musiker spielen auf sehr billigen und äußerst leichten, mit Luft aufgepumpten Instrumenten, z. T.  sehr voluminöse Klänge, die sich immer wieder im Abscannen des Konzertraums festfressen. Die Spieler sind inmitten des Publikums platziert. Auf der gespannten Oberfläche der Instrumente führen die Musiker genau festgelegte kontinuierliche Figuren mit ihren Fingern aus, vor allem Kreise und Achten und erzeugen damit stehende, in sich stark strukturierte Klangkomplexe. Die Größe des Kreisdurchmessers und das Tempo des Kreisens, d.h. die Kreisgeschwindigkeit, bestimmen Klang und Lautstärke. Das Stück versucht „positive space“ (Klang) und „negative space“ (Pausen) auszubalancieren.

Erik JansonMental Mashup…Goldmann-Variationen (2015)

Mental Mashup…Goldmann-Variationen (2015), komponiert für das Landesjugendensemble Neue Musik Thüringen, ist inspiriert von einzelnen Material-Elementen, vor allem aus dem Anfangsteil von Stefan Goldmanns Elektronikkomposition „input“ (eine Oktav-Pizzicato-Figur, einzelne Läufe, eine Arpeggio-Figur sowie einzelnem Intervallmaterial (kl. Sekunde, Ganzton, Tritonus, auch große Sexte und Oktave (letztere bei mir tw. mikrotonal gedehnt oder gestaucht).  Das Sich-Inspirieren-Lassen war wesentlich Teil des kompositorischen Auftrages der Weimarer Frühjahrstage 2015. Entgegen gesetzt habe ich diesem Goldmannschen „Material-Input“ (Es wurde ein Soundfile von „input“ und einzelnes ausgedrucktes Motivmaterial („Material-Input“) vom Komponisten zur Verfügung gestellt) eine eigene Zeitschicht und Struktur, in eigenen Rhythmus-Loops von Schlagzeug, oft im Hoquetus verwoben mit einzelnen Instrumentengruppen des Ensembles (z.B. ein „Scratch“-Loop der Streicher), welche diese Loop-Elemente und Materialsplitter von Goldmann und eigenen Motiven in einer neuen Textur in meinem Geiste oft polyphon angeordneter Schichten und von langfarbenvariationen sowie binnendifferenzierter Ensemble-Dynamik verweben. Daher der Obertitel „Mental Mashup“.

Die musikalische Dramaturgie und Großform entwickelten dann im Verlauf des Komponierens gegenüber der Dramaturgie von Goldmanns inspirativer Vorlage natürlich eigene Wege. Es blieben aber tw. mehr oder weniger durchaus „hörbare“ Einzelelemente übrig. Nach dem Höhepunkt bildet den Ausklang des Werkes eine Art „Passacaglia“ (einzelne Einsprengsel über einer 7x wiederholten Fünf-Ton-Folge (anfangs kontra B – H – C# – D – G#) in tiefsten Bassregionen des Ensembles, gewonnen ebenfalls aus Goldmanns „input“. Die anfangs extrem gedehnte o.g. Basslinie verkürzt sich bei jedem neuen Durchlauf (anfangs zumindest) ungefähr um die Proportion des Goldenen Schnittes und transponiert jeweils immer weiter chromatisch nach unten.

(Düsseldorf, den 17.2.2015, Erik Janson)

Johannes K. Hildebrandt – Output (2015)

„Mit meiner neuen Komposition „output“ kehre ich das übliche Modell „Klassik trifft Techno“ einmal um. Mit Stefan Goldmann fand ich einen DJ, der bereit war, sich auf dieses Experiment einzulassen. Er produzierte den Titel „input“, elektronisch bzw. synthetisch produziertes Material, das ich als Ausgangspunkt für meine Komposition nutzte. „Material“ meint, dass es Elemente gibt – also Verbindungen einer bestimmten Synthese, Verfremdungen durch Effekte, zeitliche und dynamische Strukturierungen usw. – aus denen ich ein Stück komponiere.

Dabei ging es nicht um eine Bearbeitung des Materials, sondern vielmehr um eine Überführung des vorhandenen Materials in eine neue Struktur. Dieser Vorgang erzeugt Materialeinheiten, die nicht aus der Notation oder den Instrumenten kommen, sondern die letztlich perzeptiv aus den Aufnahmen abgeleitet werden müssen und nachher als Konturen durch die Partitur und die Interpretation „hindurchscheinen“, ohne diese letztlich zu determinieren. Diese Übersetzungsstufen (Elektronik, Notation, Interpretation) laden bereits auf der Materialebene zu massiven Abweichungen ein. Zugleich wird die elektronische Musik dadurch entdigitalisiert, einer unmittelbaren Verfügbarkeit entzogen, in neue Dialoge übergeführt, verflüssigt…“

(Johannes K. Hildebrandt)

Thomas N. Krüger »cover #1« – eine Bagatelle für mindestens 10 Spieler. Zersetzte Musik.

Der »musikalische Einsatz« ist zentrales Thema und zugleich Proband der Versuchsanordnung zur Enttarnung falscher Freiheiten. Ein Stück über Musik für das Landesjugendensemble Neue Musik Thüringen und seinen Leiter Juri Lebedev. (Thomas N. Krüger, 03/2015)